Quite Simply

Quite Simply

Deutsch: Es geht um Gegensätze, um Kraftfelder und den Fluss der Energien. Das liegt schon in der Besetzung begründet, denn die Kombination Altsaxofon, Kontrabass und Schlagzeug verweist auf etwas Grundlegendes. Angelika Niescier sucht nach der Basis der Gestaltungskraft und schafft Freiräume, die es möglich machen, ihr Instrument zu erforschen. Die Perspektive, zwei gleichgesinnte Alleskönner in New York als Gegenüber zu haben, die mit ähnlich kompakten Klangvorstellungen an Form und Inhalt heran gehen, führt zu einer pfiffigen Ausweitung der Spielzone. Und zu einem Aufstieg Niesciers in eine andere Liga der Improvisatoren. „Tyshawn Sorey kenne ich seit etwa 10 Jahren. Wir haben uns auf einem Festival in Deutschland kennengelernt. Er war auf seiner ersten Europatour, ich habe dort mit meinem Quartett gespielt. Und ich war hin und weg“, erinnert sich die agile Saxofonistin an die Anfänge des Projekts. „Wir haben Musik ausgetauscht und über die Jahre Kontakt gehalten. Auf ähnliche Weise - soweit ich mich erinnern kann bei einem Steve-Coleman-Konzert – habe ich auch Thomas Morgan kennengelernt. Es war sofort klar, dass wir zusammen spielen werden“. Bis es dazu kam, gingen ein paar Jahre ins Land. „Erst beim Abschlusskonzert meines Improviser-in-Residence-Jahres in Moers 2008 ergab sich die Gelegenheit, Tyshawn einzuladen. Er hat beim Grand Finale mitgewirkt und wir haben im Anschluss daran noch zwei, drei Triokonzerte gespielt. Aus diesen Momenten heraus entstand dann das Programm für Quite Simply, das ich auf Tyshawn und Thomas zugeschnitten habe“. Verfeinert wurde die Planung im Sommer 2009, aufgenommen dann ein Jahr später. Ein langer Entstehungsprozess für ein Album, das dementsprechend ausgereift, kraftvoll, feurig klingt und drei musikalische Welten mal kollidieren, mal konkurrieren, mal harmonieren lässt. Angelika Niescier, geboren im polnischen Stettin, seit 1981 in Deutschland, hat beispielsweise souverän die akademischen Systeme durchlaufen, bei Hugo Read und Peter Herborn studiert, reichlich Konzerte in aller Welt unter eigenem Namen oder auch an der Seite von Steve Swallow bis Jim Black gespielt. Während des vergangenen Jahrzehnts setzte dann national und international die Akzeptanz ein, was in Stipendien, Kompositionsaufträgen und Preisen wie den Echo Jazz 2010 mündete. Thomas Morgan stammt aus dem kalifornischen Hayward, lernte als Kind zunächst Cello, wechselte mit 14 Jahren zum Kontrabass. Sein Studium führte ihn an die Manhattan School zu Lehrern wie Garry Dial und Ray Brown. Konzerte, Sessions, Aufnahmen mehrten seinen Ruf als maßgeblicher Bassist seiner Generation und brachten ihn mit Steve Coleman, Joey Baron und auch Tyshawn Sorey zusammen. Der wiederum hat seine Wurzeln in Newark, New Jersey, lernte Klavier, Posaune und Schlagzeug unter anderem an der William Paterson University und ist inzwischen ein Motor der jungen New Yorker Szene, wo er neben zahlreichen eigenen Bands an diversen modernen und zeitgenössischen Jazz-Projekten von Muhal Richard Abrams bis Vijay Iyer mitwirkt. Quite Simply ist unter diesen Voraussetzungen eine Mixtur der Klangsphären, Sozialisationen, Haltungen. Angelika Niescier bringt die Kombination aus profunder Reflexion und Abstraktion, an der Avantgarde geschulter Linienführung und immens variabler Tonbildung ins Spiel, die hier in eine neue Qualität energetischer, feuriger Präsenz mündet. Thomas Morgan hat die Fähigkeit, Impulse zu geben, die der Musik Volumen und Präsenz verleihen, ohne damit im Vordergrund stehen zu müssen. Tyshawn Sorey wiederum verkörpert pure Energie, umgesetzt in Drumsalven ebenso wie in vielfarbig rankendem rhythmischem Flow. Die Kompositionen stammen überwiegend von Angelika Nescier selbst und eröffnen ein weites Spektrum der Ausdrucksformen von melodisch zentrierten Skalenphantasien („Diffractions“) über balladeske Texturerkundungen („Mithras' Despair“) bis hin zu songdramaturgisch aufwändigen Erzählformen („Bajazzo“). Darüber hinaus sorgen Ornette Colemans „Congeniality“ in ergreifend intimer Interpretation und Anthony Braxtons strikt und klar gedeutetes „69-0“ für eine souveräne Verortung in der Tradition der Jazzmoderne. Die Kraft dieser Musik aber vermittelt sich über die Spannung zwischen den Beteiligten, die sich im mal streng, mal intuitiv gegliederten Klangraum fortgeschrittener Improvisationskunst die Bälle zuwerfen. Das ist Kommunikation auf „Level 3“, Musik, die in gleichem Maße herausfordert wie sie das Genre der Saxofontrios um eine Referenzaufnahme bereichert. -- Ralf Dombrowski Englisch: Angelika Niescier explores the basics of creative power and finds spaces which help her to explore her instrument. The chance to have two like-minded masters in New York who have similar sound visions as to form and content confronting her leads to a smart extension of the game zone putting Angelika into another ball park of improvisers. “Tyshawn I have known for 1o years time and I think it was a Steve Coleman concert where I met Thomas Morgan. It was immediately evident that we should work together. We did a couple of trio concerts and out of these moments the program of Quite Simply took shape that I streamlined for Thomas and Tyshawn.” (A.N.) A long development for an album but it sounds accordingly mature and powerful as it lets three musical worlds sometime collide, sometime compete, sometime harmonize. Angelika Niescier, born in Polish Sczcecin has been living in Germany since 1981 and went masterfully through the academic system. She concertized under her name around the world and played also with Jim Black and Steve Swallow. During the last ten years she was accepted nationally and internationally which resulted in plenty of awards and scholarships,.the last one being the JAZZ ECHO 2010, the most prestigious German jazz award. Thomas Morgan hails from California and studied with Gerry Dial and Ray Brown at the Manhattan School of Music His reputation as significant bassplayer of his generation led him to Steve Coleman, Joey Baron and Tyshawn Sorey who has his roots in Newark, New Jersey, who has become a motor for the young New York scene. Quite Simply mixes sound spheres socialisations, attitudes. Angelika offers a combination of profound reflection and abstraction, lines schooled at the avant-garde and an immensely varied tone production. Communication on „Level 3“, a challenge which at the same time moves and adds the album as a new reference to the genre of saxophone trios. –Ralf Dombrowski

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Angelika Niescier · 1348416000000

Deutsch: Es geht um Gegensätze, um Kraftfelder und den Fluss der Energien. Das liegt schon in der Besetzung begründet, denn die Kombination Altsaxofon, Kontrabass und Schlagzeug verweist auf etwas Grundlegendes. Angelika Niescier sucht nach der Basis der Gestaltungskraft und schafft Freiräume, die es möglich machen, ihr Instrument zu erforschen. Die Perspektive, zwei gleichgesinnte Alleskönner in New York als Gegenüber zu haben, die mit ähnlich kompakten Klangvorstellungen an Form und Inhalt heran gehen, führt zu einer pfiffigen Ausweitung der Spielzone. Und zu einem Aufstieg Niesciers in eine andere Liga der Improvisatoren. „Tyshawn Sorey kenne ich seit etwa 10 Jahren. Wir haben uns auf einem Festival in Deutschland kennengelernt. Er war auf seiner ersten Europatour, ich habe dort mit meinem Quartett gespielt. Und ich war hin und weg“, erinnert sich die agile Saxofonistin an die Anfänge des Projekts. „Wir haben Musik ausgetauscht und über die Jahre Kontakt gehalten. Auf ähnliche Weise - soweit ich mich erinnern kann bei einem Steve-Coleman-Konzert – habe ich auch Thomas Morgan kennengelernt. Es war sofort klar, dass wir zusammen spielen werden“. Bis es dazu kam, gingen ein paar Jahre ins Land. „Erst beim Abschlusskonzert meines Improviser-in-Residence-Jahres in Moers 2008 ergab sich die Gelegenheit, Tyshawn einzuladen. Er hat beim Grand Finale mitgewirkt und wir haben im Anschluss daran noch zwei, drei Triokonzerte gespielt. Aus diesen Momenten heraus entstand dann das Programm für Quite Simply, das ich auf Tyshawn und Thomas zugeschnitten habe“. Verfeinert wurde die Planung im Sommer 2009, aufgenommen dann ein Jahr später. Ein langer Entstehungsprozess für ein Album, das dementsprechend ausgereift, kraftvoll, feurig klingt und drei musikalische Welten mal kollidieren, mal konkurrieren, mal harmonieren lässt. Angelika Niescier, geboren im polnischen Stettin, seit 1981 in Deutschland, hat beispielsweise souverän die akademischen Systeme durchlaufen, bei Hugo Read und Peter Herborn studiert, reichlich Konzerte in aller Welt unter eigenem Namen oder auch an der Seite von Steve Swallow bis Jim Black gespielt. Während des vergangenen Jahrzehnts setzte dann national und international die Akzeptanz ein, was in Stipendien, Kompositionsaufträgen und Preisen wie den Echo Jazz 2010 mündete. Thomas Morgan stammt aus dem kalifornischen Hayward, lernte als Kind zunächst Cello, wechselte mit 14 Jahren zum Kontrabass. Sein Studium führte ihn an die Manhattan School zu Lehrern wie Garry Dial und Ray Brown. Konzerte, Sessions, Aufnahmen mehrten seinen Ruf als maßgeblicher Bassist seiner Generation und brachten ihn mit Steve Coleman, Joey Baron und auch Tyshawn Sorey zusammen. Der wiederum hat seine Wurzeln in Newark, New Jersey, lernte Klavier, Posaune und Schlagzeug unter anderem an der William Paterson University und ist inzwischen ein Motor der jungen New Yorker Szene, wo er neben zahlreichen eigenen Bands an diversen modernen und zeitgenössischen Jazz-Projekten von Muhal Richard Abrams bis Vijay Iyer mitwirkt. Quite Simply ist unter diesen Voraussetzungen eine Mixtur der Klangsphären, Sozialisationen, Haltungen. Angelika Niescier bringt die Kombination aus profunder Reflexion und Abstraktion, an der Avantgarde geschulter Linienführung und immens variabler Tonbildung ins Spiel, die hier in eine neue Qualität energetischer, feuriger Präsenz mündet. Thomas Morgan hat die Fähigkeit, Impulse zu geben, die der Musik Volumen und Präsenz verleihen, ohne damit im Vordergrund stehen zu müssen. Tyshawn Sorey wiederum verkörpert pure Energie, umgesetzt in Drumsalven ebenso wie in vielfarbig rankendem rhythmischem Flow. Die Kompositionen stammen überwiegend von Angelika Nescier selbst und eröffnen ein weites Spektrum der Ausdrucksformen von melodisch zentrierten Skalenphantasien („Diffractions“) über balladeske Texturerkundungen („Mithras' Despair“) bis hin zu songdramaturgisch aufwändigen Erzählformen („Bajazzo“). Darüber hinaus sorgen Ornette Colemans „Congeniality“ in ergreifend intimer Interpretation und Anthony Braxtons strikt und klar gedeutetes „69-0“ für eine souveräne Verortung in der Tradition der Jazzmoderne. Die Kraft dieser Musik aber vermittelt sich über die Spannung zwischen den Beteiligten, die sich im mal streng, mal intuitiv gegliederten Klangraum fortgeschrittener Improvisationskunst die Bälle zuwerfen. Das ist Kommunikation auf „Level 3“, Musik, die in gleichem Maße herausfordert wie sie das Genre der Saxofontrios um eine Referenzaufnahme bereichert. -- Ralf Dombrowski Englisch: Angelika Niescier explores the basics of creative power and finds spaces which help her to explore her instrument. The chance to have two like-minded masters in New York who have similar sound visions as to form and content confronting her leads to a smart extension of the game zone putting Angelika into another ball park of improvisers. “Tyshawn I have known for 1o years time and I think it was a Steve Coleman concert where I met Thomas Morgan. It was immediately evident that we should work together. We did a couple of trio concerts and out of these moments the program of Quite Simply took shape that I streamlined for Thomas and Tyshawn.” (A.N.) A long development for an album but it sounds accordingly mature and powerful as it lets three musical worlds sometime collide, sometime compete, sometime harmonize. Angelika Niescier, born in Polish Sczcecin has been living in Germany since 1981 and went masterfully through the academic system. She concertized under her name around the world and played also with Jim Black and Steve Swallow. During the last ten years she was accepted nationally and internationally which resulted in plenty of awards and scholarships,.the last one being the JAZZ ECHO 2010, the most prestigious German jazz award. Thomas Morgan hails from California and studied with Gerry Dial and Ray Brown at the Manhattan School of Music His reputation as significant bassplayer of his generation led him to Steve Coleman, Joey Baron and Tyshawn Sorey who has his roots in Newark, New Jersey, who has become a motor for the young New York scene. Quite Simply mixes sound spheres socialisations, attitudes. Angelika offers a combination of profound reflection and abstraction, lines schooled at the avant-garde and an immensely varied tone production. Communication on „Level 3“, a challenge which at the same time moves and adds the album as a new reference to the genre of saxophone trios. –Ralf Dombrowski

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