<p>Bei jedem neuen Album zählt einzig das, was man hört. Das Vorher und Nachher spielt für das Resultat einer konkreten Aufnahme bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Eigentlich. Denn es gibt eben jene Alben, die auf einer derart scharfen Schneide zwischen Vorher und Nachher entstanden sind, dass für die Protagonisten nach der Einspielung nichts mehr so war wie vorher. „Eyes To The Sun“, ein Treffen der beiden Argentinier Camila Nebbia am Saxofon und Leo Genovese am Klavier mit dem österreichischen Drummer Alfred Vogel, ist so eine Platte.</p> <p>Doch fangen wir am Anfang an. Auf „Eyes To The Sun“ finden drei hochgradig unterschiedliche Charaktere auf Anhieb genau jene Überschneidungen, die spielerisch wie charakterlich jede Definition eines kleinsten gemeinsamen Nenners ad absurdum führt. Ständig entstehen in dieser Troika neue Konstellationen. Alfred Vogel hatte mit Camila Nebbia bereits einmal erfolgreich in Berlin zusammengespielt und sofort festgestellt, dass da noch mehr geht. Weitere gemeinsame Gigs folgten, bis beide zu der Überzeugung kamen, diese Erfahrung auch nach Argentinien tragen zu müssen. Ein gemeinsamer Verbündeter war schnell in dem Pianisten Leo Genovese gefunden. Eigentlich war der renommierte Pianist, der unter anderem mit Wayne Shorter, Joe Lovano und Jack De Johnette gespielt hat, im vorgesehenen Zeitraum ausgebucht, doch urplötzlich öffnete sich ein Fenster und der Pianist stieß auf kürzestem Weg zu Nebbia und Vogel hinzu. Ohne auch nur den Hauch einer Probe oder jedweder Absprache buchte man last minute ein Studio und machte einen Tag lang Aufnahmen.</p> <p>Nun gehen ja freie Improvisationen oft schnell ins Nirvana und können auf Dauer sehr ermüdend sein. Nebbia, Genovese und Vogel gelingt es aber auf verblüffende Weise, aus dem freien Fluss der unlimitierten Imagination richtige Songs freizulegen. Das fühlt sich dann an, als würde man mit einem Floß die vielen Biegungen eines völlig naturbelassenen Flusses entlangfahren, und plötzlich ragt ganz unerwartet eine Burg vor dem Auge empor. Die Formel für diesen Effekt benennt Alfred Vogel in der Liebe und dem Respekt der drei Beteiligten auf einem Level, das sich durch die Musik selbst erklärt. „Wir fühlen uns einfach miteinander wohl, musikalisch wie menschlich. Daraus entsteht etwas, wofür es keine Begriffe gibt. Deshalb können wir es eben nur in dieser Musik ausdrücken.“</p>
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