Clemens Christian Poetzsch geht nach zwei erfolgreichen Solo-Alben auf die Suche nach neuer Musik. Mit seiner eigenen Klangsprache fällt er auf und begeistert seit einigen Jahren ein internationales Publikum. Aber seine Begeisterung gilt auch den großen Jahrhundertpianisten, und ihren Interpretationen klassischer Komponisten. Auf seinem aktuellen Album spielte er zum ersten Mal Stücke, die nicht aus eigener Hand stammen, sondern von dem Dresdner Komponisten Sven Helbig. Clemens Christian Poetzsch plays Sven Helbig“ ist beim Berliner Label „Neue Meister“ erschienen. Die beiden Künstler kennen sich seit vielen Jahren. 2008 hatten sie sich in Dresden kennengelernt. „Clemens fiel mir damals schon durch einen ganz eigenen Klaviersound und geniale, wunderschöne Improvisationen auf. Wenn er spielte, klang das Instrument sofort anders, einfach nach ihm.“ erinnert sich Helbig. Die Freunde spielten viele Jahre in einem Jazz-Trio im stadtbekannten Jazzclub Blue Note. Auf der Suche nach eigenen musikalischen Formen verloren sie sich irgendwann aus den Augen. Zehn Jahre lang sollte es dauern, bis sie sich wieder begegnen. Helbig vertiefte sich in seine Arbeit als Komponist von Orchester- und Chormusik. Poetzsch verließ sämtliche Bandprojekte und begann eine erfolgreiche Solokarriere. „Ich habe Svens enorme Entwicklung natürlich verfolgt und auch bewundert. Seine Musik hat mich immer fasziniert.“, bemerkt Poetzsch. 2019 beginnt Sven die Arbeit an Klavierkompositionen und begibt sich auf die Suche, nach einem geeigneten Interpreten. „Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wer am besten dafür geeignet wäre, und in Clemens habe ich die perfekte Kombination aus technischer Brillianz, dem Gespür für Sound und breitem musikalischem Hintergrund gefunden“, erklärt er. Für das Album spielte Helbig dann den „toten Komponisten“, sprich, er ließ Poetzsch an den Stücken arbeiten, nachdem er ihm kommentarlos die Noten zugesand hatte. Nur mit Hilfe von Tagebucheinträgen hielten beide unabhängig voneinander ihre Gedanken fest. Erst als alles fertig war, durfte der jeweils andere die Einträge lesen. Am 30. Januar 2020, traf Clemens Christian Poetzsch seinen alten Freund und musikalischen Verwandten Sven Helbig auch ganz in echt und Farbe wieder: in intimer Atmosphäre in Berlin Mitte machten sich die beiden selbst ein Release-Day-Geschenk: sie spielten „Clemens Christian Poetzsch plays Sven Helbig“ vor geladenem Publikum live. Dazu hatten sie sogar extra den Besitzer des Dresdner „Blue Note“-Clubs eingeladen, der den Abend mit zwei erlesenen Whisky-Sorten bereicherte. Nach der Premiere beschlossen die beiden, das Album noch einmal als Live-Album zu veröffentlichen. Clemens Christian Poetzsch erzählt: „Es ist für mich eine besondere und überraschende Ergänzung zum Studioalbum. In der Vorbereitung zum Studioalbum hatten wir die Welten von Komponist und Interpret absichtlich voneinander getrennt und sehr unabhängig gehalten. Auf diesem Live-Album, zugleich auch Live-Premiere, treffen beide aufeinander. Die Ursprungsidee des Komponisten mischt sich mit der Idee des Interpreten, der jedes Mal anders auf Raum, Publikum und Instrument reagiert.“ Poetzsch interpretierte seine Stück an diesem Abend am Klavier, Helbig hatte hingegen verschiedenes Equipment aufgebaut, um digitale Sounds beizusteuern. So entstand eine stimmige Symbiose: „Uns verbindet die Leidenschaft für die fantastische Interpretationskunst der klassischen Klaviergötter, aber auch für die einzigartige Ästhetik, die ein Jazz-Pianist seinem Instrument entlockt. Und wir können uns beide gut in experimenteller, elektronischer Musik, Ambient und epischen Post-Rock verlieren“, schwärmt Poetzsch. Helbig hingegen genoss den Abend ganz auf seine Weise. Er erinnerte sich nicht nur gern an die gemeinsamen Dresdner Zeiten und war über die Anwesenheit des Blue-Note-Chefs mitsamt seinen feinen Tropfen hocherfreut, nein, ihm war auch sichtlich anzumerken, dass er froh war, aus der Rolle des „toten Komponisten“ endlich heraus zu sein. Schließlich sind es immer noch seine Interpretationen, die Poetzsch sich vorgenommen hatte, zu denen er eine enge emotionale Bindung hat. Da war es auch für ihn ein Genuss, Poetzsch bei der Aufführung musikalisch zu bereichern. „Clemens hat den Stücken so viele musikalische Farben verliehen – viel mehr, als ich je erwartet hätte. Das Album wurde genau das, was wir wollten: Man hört zur Hälfte Clemens und zur Hälfte mich“, erklärt Helbig. Clemens Christian Poetzsch hingegen saß nun nicht mehr allein vor seinem Klavier, um Helbigs Kompositionen wirken zu lassen. Er konnte jetzt erleben, wie es war, seine Gedanken nicht nur mit dem Komponisten selbst, sondern auch einem Publikum zu teilen: „Wenn ich Musik schreibe oder in diesem Falle meine Interpretation davon suche, ist es eine Arbeit, die im kleinen Kreis oder auch allein stattfindet. Immer mit dem Wissen, dass die Musik aus vielen großen und kleinen Puzzleteilen entsteht. Und das entscheidende Puzzleteil ist die Anwesenheit des Publikums - Ich kann in der frühen Arbeit gar nicht abschätzen, wie sehr es dann die Musik beeinflusst. Es ist eine lange Entwicklung bis hin zu dem bestimmten Moment, wo es dann letztendlich passiert. Genau so ein Moment war der Abend, an dem diese Aufnahmen entstanden sind.“ Die gelungene aufgenommene Live-Premiere von „Clemens Christian Poetzsch plays Sven Helbig“ ist gleichzeitig der Startschuss zur neuen Reihe "Neue Meister Sessions“.
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