Ein traumartiges Album, voller experimenteller Momente, offenbart es die Sehnsucht nach Freiheit und Glück. Fast scheint man es zu hören, das Marmarameer wie es hineinschwappt in die Millionenstadt Istanbul, dort flüsternd unter Boote und Fähren greift und an den fetten Avrasya-Tunnel klopft. Seine Brandung surrt hypnotisch über die Dächer bis hinein in das Studio, in dem Antonís Debütalbum Holding Tight Lightly entstand. Das Şen Bakkal Studio liegt auf der asiatischen Seite, des Bosporus, innerhalb des Hafengeländes Haydarpaşa. Can Güngör, ein bedeutender Vertreter der Istanbuler Independent-Musikszene, produzierte Holding Tight Lightly gemeinsam mit der Künstlerin selbst. Zu Gast, beim Entstehungsprozess von drei der Songs, war außerdem der norwegische Arrangeur und Composer Einar Stray. Antonís Stimme führt uns ganz nah an die eigene Substanz, sie hält uns warm und rät uns flüsternd, das Leben zu genießen, in sanften, aber vollen Zügen. Schon bei den ersten Tönen fühlt man sich mit der Künstlerin verbunden, denn sie erkundet für uns das Gefühl der Entfremdung und wagt es, sich der Sehnsucht nach Verbundenheit zu verschreiben. Fehlende Resonanz verursacht ein mulmiges Gefühl. Doch durch Antonís Songs begegnet man diesem Unwohlsein beinah heiter. Die Künstlerin macht uns durch ihre Musik wieder froh und bringt uns auf spielerische Weise eine verlorene heile Welt zurück. Ist Melancholie Luxus? Bittersüß gibt uns Convoys darauf Antwort. Das Jetzt ist wie weggeblasen. Wir tauchen ein in ein vergangenes Reich, das uns zwischen Balkonblumen und Walnussblättern Dinge verrät, die weise Botschaften sind. In Convoys gönnt sich Antoní die Freiheit, sich der nostalgischen Liebe zu einem verlorenen Land hinzugeben. Die Zauberkraft der Ahnen muss sich nicht länger verstecken, sie dringt tief ins Herz. Ein Schlagzeug und ein paar an eine Mundharmonika erinnernde Synthi-Klänge reichen aus, um die nagend-fragende Atmosphäre von Quicksand zu kreieren. Wäre da bloß nicht der Hunger nach Nähe und Spiegelung, die Fata Morgana hätte keinen Raum mehr und der Beziehungssumpf läge trocken da, wie eine Wüste. Einer der stärksten Songs des Albums ist New Arpeggio, er hat Kraft, reißt mit und heraus. Auf zwanglose Weise eröffnet er ein geheimes Paradies, in dem herumzutoben, eine wahre Freude ist. Der Sound betört unser Nervenkostüm und entführt uns mit seiner musikalischen Vielfalt an einen Ort, an dem es möglich ist, sich wie Kind sorglosen Spielen hinzugeben. In diesem wilden, zarten Mysterium ist die eigene Unschuld endlich wieder zu Hause. Ganz anders klingt Fossil. Seine Klaviernoten führen in ein Nirgendwo, unschlüssig, ob in diesem Nichts, Alice im Wunderland zu finden ist. Der faszinierende Instrumentalteil des Songs ersetzt den fehlenden menschlichen Dialog. Memorys are made of this. Noch einen Schritt weiter geht die gezupfte Gitarre in Holding Tight Lightly. Mit ihr tritt auf dem Album ein neuer Verbündeter in Erscheinung. Sein Name ist Hoffnung. Mit klarer Stimme streicht die Künstlerin über ein Himmelbett, in dem ohne Zweifel und trotz aller Fragilität, eine wunderbare Lebendigkeit nistet. Das Leben selbst ist plötzlich wieder ganz da.
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