Herzog Ernst II gewidmet: Orchesterwerke
Von »Entdeckerfreude« erzählt Dirigent Hermann Breuer, wenn überraschend eine bislang unbekannte Partitur im Archiv des Gothaer Schlosses oder in der Landesbibliothek Coburg gefunden wurde. So tauchte unter anderem eine Orchester-Partitur des Festmarsches von Liszt auf, den dieser nach Motiven von Herzog Ernst II. komponierte. Ihm ist die vorliegende CD gewidmet: Entdeckerfreude, die sich lohnt. Die sechste CD der Reihe Musik am Gothaer Hof stellt das kompositorische Schaffen Herzog Ernst II. vor, der 1844 die Regierungsgeschäfte des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha übernahm. Zu dieser Zeit hatte der kunstbeflissene Herzog bereits zahlreiche Proben seines eigenen Talentes vorgelegt und galt als wichtiger Förderer von Wissenschaft und Kunst. Mit den 1840 in Gotha und Coburg eröffneten Theatern standen ihm für seine Leidenschaft gleich zwei hervorragende Bühnen zur Verfügung. Hier trat er nicht nur selbst auf, sondern führte und organisierte auch den Spielbetrieb und bereicherte das Repertoire mit eigenen Musiktheaterwerken. Von seinen Opern, die auf den Brettern vieler deutscher und ausländischer Bühnen gespielt wurden, ist insbesondere das große, romantische Werk Santa Chiara hervorzuheben, das 1854 in Gotha uraufgeführt wurde. Am Dirigentenpult damals stand Franz Liszt. Er galt als Mentor dieser Oper und zeigte seine Verehrung dem adeligen Regierungschef gegenüber auch mit seinem Festmarsch nach Motiven von Herzog Ernst II.. Ebenso wie Franz Liszt bekundete der 1832 in Dessau geborene Komponist und bedeutendste Cellist seiner Zeit, Friedrich Grützmacher, Herzog Ernst II. seine Bewunderung. In seiner Großen Concert-Fantasie für Violoncello und Orchester op. 33 verarbeitete er Themen aus der Oper Santa Chiara und hinterließ damit ein hoch virtuoses Stück, bei dem der Cellist alle Register seines Könnens ziehen muss. Jens Peter Maintz, erster Preisträger beim Internationalen ARD-Wettbewerb München 1994 und Solist der vorliegenden Aufnahme, kannte Grützmacher vorher eigentlich nur durch seine Etüden: »Die gehören zum Übungspensum und sind allesamt sehr schwer. Dass der Mann auch ein fabelhafter Musiker war und Konzertkompositionen schrieb, ist weitgehend unbekannt. Seine Cello-Fantasie ist ein sehr diffiziles, zu Unrecht vergessenes Stück. Es ist bogen- aber auch fingertechnisch außerordentlich anspruchsvoll. Das hängt damit zusammen, dass alle Cello-Virtuosen des vorigen Jahrhunderts meinten, so wie Paganini auf seiner Geige spielen zu müssen.«